Intuitiv Malen
Spielerisch sein, wie ein Kind, mit der ureigenen Ausdrucksform dem
Fluß der tiefsten Sehnsucht folgen und den inneren Raum wachsen
sehen. Hier öffnet sich der Weg. Beim intuitiven Malen geht es nicht
nur um das Resultat, sondern vor allem darum in Verbindung mit sich
selbst und dem eigenen Inneren zu kommen.
Es werden keine künstlerischen Talente oder malerischen Fertigkeiten
vorausgesetzt. Die Lust auf Farben und der Mut sich einzulassen,
reichen vollkommen aus. In einem geschützten und urteilsfreien Raum
wird ein spielerischer Umgang mit Gefühlen, Bildinhalten und
Widerständen ermöglicht.
Gemalt wird im Stehen, an Malwänden oder auf Tischen, auf
großformatigem Papier. Eine reichhaltige Auswahl an leuchtintensiver
Gouachefarben und Pinsel steht zur Verfügung.
Es wird weder ein Thema vorgegeben, noch eine bestimmte Technik vermittelt. Ich begleite den Malprozess so, dass es
den TeilnehmerInnen möglich ist, immer wieder in den kreativen Fluss einzutauchen, sich selbst dabei näher zu kommen
und so Bilder entstehen zu lassen, die aus der Seele sprechen.
Das “Niemandsland” zwischen alter und neuer Situation kann durchschritten werden- sogenannte Blockaden werden zu
Wegweisern....
Paro Christine Bolam (Schule für Worte und Farben): “Wenn wir beim Malen abwandern, verlieren wir den Kontakt zu
unserer Quelle, der schöpferischen Kraft. Entweder wir sind eins mit ihr (und mit uns selbst) und malen eifrig, vertieft
und hingerissen – oder wir wenden uns von ihr ab und begleiten jeden Strich, den wir tun, mit Kommentaren, Urteilen,
Plänen, Zielsetzungen, Vergleichen und Maßstäben. Wir malen mit dem Kopf, und der ist absolut nicht kreativ.
Dann sind wir in kürzester Zeit blockiert, verlieren die Lust am Malen oder kritisieren unser Bild.”
Michele Cassou (Point Zero- Entfesselte Kreativität) sagt in ihrem Buch: “Je nachdem, wie Sie mit ihr umgehen,
ist eine kreative Blockade entweder eine verschlossene Tür oder ein Schlüssel.”
Kreativität bedeutet für mich...eine Annäherung von Christine Rana
Einmal ist es das wegkommen vom Denken, vom Hirnen, mir zu erlauben zu mir zu kommen. Also in der Gegenwart
ankommen, was nicht immer leicht ist, da ja ständig etwas aufzuarbeiten oder vorzubereiten ist. Kreativität
beeinhaltet auch Zeitlosigkeit und dann Lebendigkeit. Mich lebendig zu fühlen und wahrzunehmen ist wichtig, wie auch
Leichtigkeit, Spielerisches, Freude, Begeisterung, Berührt sein, Raum und freies Walten und Schalten zu erfahren. Das
kann sein besonders beim Malen, aber auch in der Arbeit mit Anderen, beim Entspannen, Kochen, Tanzen, in
Gesprächen und Gemeinsamkeit mit nahen Menschen...plötzlich ist da ein Selbstvergessen, eine Art Getragensein und
Präsenz zu spüren. Kreativität ist für mich mehr noch, als etwas zu kreieren, was völlig neu ist und die eigene
Handschrift trägt, obwohl das ja sehr viel ist. Es ist eine Lebenshaltung, die impliziert sich selbst neu zu schaffen, ohne
genau zu wissen, wie es geht und wohin das führen wird. Der Weg ins Unbekannte also, der Weg als Ziel, jeder Schritt
zählt, jedes Ja...
Kreativität bedeutet für mich : ein Ja zum Chaos (in mir), das ja bekanntlich Leben ist. Oder wie Nietzsche sagte:
»Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.« (Nietzsche, Also sprach
Zarathustra)
Aus der linearen Welt in das zyklische Sein der Kreativität zu gehen, heißt loslassen und über den Weg in das
Unbewusste das annehmen lernen, was sich zeigt. Wenn ich mich einlassen kann, dann erfahre ich Selbstberührung
und einen Raum für Neuwerdung (Spiel- Frei- Eigenraum, Raum für Lösungen), einfach weil ich in Verbindung mit mir
selbst komme. Manchmal will ich mich gar nicht wahrnehmen und renne von einem Impuls zum nächsten. Mal nichts
tun -müssen- kann befreiend sein, aber auch ungewohnt. Oft ist es nicht angenehm, was ich da spüre. Es tauchen
Gefühle und Bedürfnisse auf, die vom Mangel an Vertrauen künden, Frust, Traurigkeit, Leere, Müdigkeit, körperliches
Unwohlsein. Dann braucht es das Annehmen und Bejahen, Umarmen meiner Entscheidungen aus der Vergangenheit,
gerade wenn ich aktuell darüber nicht glücklich bin. Das Innehalten scheint mir die größte Herausforderung zu sein.
Opferbewusstsein wird abgeklopft (bin ich der Erfüllungsgehilfe meiner Verpflichtungen?) und darf sich wandeln. Es ist
ein lebenslanger Prozess, der an die Grenzen bringt und dadurch auch Grenzerweiterung ermöglichen kann. Letztlich
geht es ja um Selbstverwirklichung oder nach dem Zwiebelschalenmodell: um das Abwerfen alter Schalen oder
allmähliches Vordringen zum Kern, der immer da ist.
Beim Malen ist erst mal eine Art Leere auszuhalten, die sich aber sehr intensiv anfühlen kann, wenn ich ohne Vorgabe,
Vorstellung anfange und eine Farbe wähle und mich spielen lasse. Ein langsames Tasten und Einschwingen, mal voller
Kraft, dann wieder unsicher oder mich mit einer Form identifizierend. Ein Prozess des Wählens und Präsent seins
beginnt, in dem es immer wieder heißt: Abstand nehmen von Identifikation mit Form oder Inhalt und zu mir hinfühlen
und fragen, was in mir lebt und zum Ausdruck gebracht werden möchte. So entsteht Öffnung, auch Befriedigung über
das, was sich zeigt, mäandernd in mir und dem Blatt.
Ich gelange so an viele Orte, Kraftorte, sensible, gefährliche oder einladende Orte und Umschlagpunkte, Nullpunkte,
Zeitenwenden, in denen etwas geboren wird. Creare, heißt ja auch gebären.
Kreativität ist ein Wert in unserer Gesellschaft, der hoch angesiedelt ist. Doch immer aus dem Ganzen zu schöpfen,
ständig etwas Neues hervorbringen, einzigartig und reich an Ideen und Energie zu sein ist ein ehrgeiziges Ziel. Oft
wird gar nicht wertgeschätzt, wie auch im Kleinen, Stillen, in Lebenswenden, durch kleine Krisen hindurch,
Überraschendes mutig ins Leben gerufen wird. Dieses Zusammenspiel von Potentialen und eigenen Lösungen bewirkt
auf kreative Weise ein Lebensfeld, das sich aus vielen kleinen Ja´s gestaltet. Die eigene Lebendigkeit und Freude zu
spüren, mir zu erlauben frei und ganz im Hier und Jetzt zu sein, das sind wertvolle Momente, die ich beim Malen üben
kann.
ANLEITUNG zum GUTEN LEBEN
Lass dich fallen, lerne Schlangen zu beobachten.
Pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein.
Mache kleine Zeichen, die "ja" sagen
und verteile sie überall in deinem Haus.
Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
Freue dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen.
Schaukle so hoch du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen.
Verweigere dich,' verantwortlich zu sein' - tu es aus Liebe!
Mache eine Menge Nickerchen.
Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Es wird folgen.
Glaube an Zauberei, lache eine Menge.
Bade im Mondschein.
Träume wilde, fantasievolle Träume.
Zeichne auf Wände.
Lies jeden Tag.
Stell dir vor, du wärst verzaubert.
Kichere mit Kindern, höre alten Leuten zu.
Öffne dich, tauche ein. Sei frei. Preise dich selbst.
Lass die Angst fallen, spiele mit allem.
Unterhalte das Kind in dir. Du bist unschuldig.
Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Umarme Bäume.
Schreibe Liebesbriefe...
Joseph Beuys
Intuitives Malen heißt in der Gegenwart ankommen, zu spüren, vom Kopf abwärts,
sich frei malen und offen zu sein für alles, was sich zeigt, den eigenen Ausdruck
als natürliches Phänomen erfahren und sich davon berühren und erfüllen zu
lassen.